Als größte Veränderung in der Einzelhandelslandschaft der Stadt gelten, nach der Eröffnung des in die Jahre gekommenen City Point (Eröffnung September 1988), die Schloßarkaden, die vor ca. 14 Monaten ihre Türen erstmalig öffneten. Der Hype der Anfangszeit scheint überwunden und das Bauwerk hat sich in das Stadtbild eingefügt als wäre es nie anders gewesen. Ein Blick hinter die in der gesamten Centerlandschaft bekannte und wunderschön rekonstruierte Schloßfassade zeigt ein standartisiertes Shoppingcenter der neuesten Generation, in dem man auf ca. 30.000 m² in ca. 150 Shops die üblichen Verdächtigen findet. Zweifelsohne sind diese centernotwendig, sorgen jedoch nicht wirklich für Überraschungen.
Die Dopplungen der national und international erfolgreichen Filialisten wie New Yorker (als berühmtes „Braunschweiger Kind“) H&M, C&A sowie die Konzepte der Douglas Holding mit Thalia, Hussel, Douglas Parfümerie und Biba finden sich auch an anderen Einzelhandelsstandorten der Innenstadt. Diese Mehrfachansiedlungen, bedingt durch die erwarteten Flächenproduktivitäten der Unternehmen untermauern die Attraktivität unserer Stadt als herausragender Shoppingstandort einer Region mit ca. 1,2 Millionen Anwohnern.
Im Zuge dieser weitreichenden Einzelhandelsentwicklung hat nicht nur der Bohlweg seine überfällige Renaissance erlebt sondern auch weitere neue internationale Textiler in die 1 A-Lauflage (Highstreet) Damm gezogen. Die Eröffnungen von Mexx, des spanischen Textilriesen Inditex mit Zara sowie Bestseller aus Dänemark, die sich z. B. hinter den Labels Vero Moda und Jack&Jones verbergen, haben den Anfang vor Ann Christine (New Yorker) gemacht und den ersten 200 Metern des Damm in Laufrichtung Kohlmarkt ein neues und frisches Gesicht gegeben. Im Damm 22 hat der Neubau mit den Mietern Geox und The Phone House daran angeknüpft.
Die Kombination der nebeneinanderstehenden Retailmagneten Schloß Arkaden und Galeria Kaufhof im Westen der Braunschweiger Innenstadt scheint das Laufverhalten nachhaltig geprägt zu haben. Neben Damm und Hutfiltern werden die Kernlagen Sack und Schuhstraße nun verstärkt auch über Dom- und Burgplatz sowie Langer Hof frequentiert. Diese Situation setzt für diese Nebenlagen neues Entwicklungspotential frei, welchem sich Mieter und Eigentümer der Einzelhandelsimmobilen stellen sollten.
Mit den Sanierungsmaßnahmen in der Schlosspassage, die aktuell einen Vermietungsstand von ca. 85 % aufweist, und somit bald aus Ihrem Dornrösschenschlaf der Nachkriegzeit erwachen wird, geht man mit gutem Beispiel voran.
Im westlichen Bereich der Fußgängerzone werden mit grösseren Baumaßnahmen im Bereich Schuhstraße ebenfalls Neuerungen forciert. Neben den Umbauten im ehemaligen Kimmich-Haus zur einem New Yorker Flagship-Store befindet sich auch Peek&Cloppenburg im Umbau. Anzunehmen ist, das sich Anmutung und Ladenbau an dem des P&C Weltstadtkaufhauses in Berlin orientieren wird. Durch die Baumaßnahmen am ehemaligen Bunker am Sack 1 werden wieder Einzelhandelsflächen zur Vermietung anstehen.
Die Braunschweiger Einzelhandelsentwicklung spiegelt sich entsprechend in den Mieten nieder. Da das Angebot am beliebten Damm durch die Nachfrage noch nicht ansässiger namhaften Filialisten immer knapper wird, sind entgegen dem Durchschnitt von ca. EUR 75,00/m² bei einer Größe zwischen ca. 80-120 m², Spitzenmieten bis ca. EUR 115,00/m² denkbar, welche überwiegend durch die Großunternehmen gezahlt werden können. Die Angebotsknappheit wird sich aufgrund dessen positiv für die Randlagen auswirken.
Dieses Mietniveau ist durch den regionalen und eigentümergeführten Einzelhändler kaum zu schultern. Jedoch ist er elementar wichtig, um den ausgewogenen Mieterbranchenmix der Innenstadt zu erhalten, der sie zu dem macht was sie ist.
Der Einzelhandelsstandort Braunschweig mit seinen immer interessanter werdenden Nebenlagen ist gefragt wie nie und es lohnt sich auf den „Retailzug Braunschweig“ aufzuspringen.
Zu einer effektiven Vermietung ist eine objektive Beurteilung der Situation unumgänglich. Das legendäre 1 x 1 der Immobilienwirtschaft = Lage + Lage + Lage ist hierbei nur einer der Indikatoren und reicht allein nicht mehr aus. Mietvertragslaufzeiten, Größe, Preis, Mietumsatzbelastung, Mieterbranchenmix der Umgebung, Laufwege der Kunden etc. sind nur einige Punkte, die in der Vermietungsarbeit mit dem Einzelhandel beachtet und abgearbeitet werden müssen. Seriöse und professionelle Maklerunternehmen bereiten die Objekt- und Standortdaten kundengerecht auf, streuen nicht wahllos Offerten sondern können und sollten punktuell ansprechen, denn Sie kennen nicht nur die Anforderungen der jeweiligen Filialisten und lokaler Einzelhändler sondern auch direkt deren Expansionsleiter.
Der kurze „Umweg“ über ein Maklerunternehmen mit entsprechender Einzelhandelserfahrung und der wichtigen regionalen Fachkompetenz ist häufig der bessere Weg für den nachhaltigen und größtmöglichen Erfolg aller Beteiligten.
Markus Wunderling